Klimawandel und psychische Gesundheit

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die psychische Gesundheit sind dramatisch. Die Klimakrise lässt zusätzliche Belastungen entstehen, die zu neuen Syndromen führen und insgesamt den psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlungsbedarf der Bevölkerung drastisch erhöhen.

iStock/ligora

Aufgrund menschlicher Eingriffe liegt die globale durchschnittliche Oberflächentemperatur im Jahr 2022 bereits 1,1°C über dem vorindustriellen Durchschnitt. Auswirkungen wie häufigere Extremwetterereignisse sind bereits deutlich spürbar. Prognosen gehen von einer Temperatursteigerung um 3,5°C bis zum Jahr 2100 aus. Der Klimawandel bedroht nicht nur die Umwelt, sondern ganz unmittelbar die körperliche und psychische Gesundheit der Menschen.

Folgen für die psychische Gesundheit

Temperaturanstieg und Hitzewellen sowie Luftverschmutzung gehen mit einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit und erhöhter Suizidalität einher. Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Brände und Stürme bedrohen nicht nur die körperliche Unversehrtheit, sondern können posttraumatische Belastungsstörungen und andere psychischen Erkrankungen bei den Betroffenen verursachen oder eine bestehende Symptomatik verschlechtern.

Menschen mit psychischen Erkrankungen sind besonders vulnerabel für die Folgen des Klimawandels. Eine mangelnde oder unterbrochene Gesundheitsversorgung nach Katastrophenereignissen stellt einen weiteren Risikofaktor für die psychische Gesundheit dar.

Chronische Auswirkungen des Klimawandels wie Dürren können die Lebensgrundlage von Menschen zerstören, zu Härten wie Nahrungsmittel- und Wasserknappheit führen, Stress verursachen und so die psychische Gesundheit schwächen. Der Klimawandel führt zudem zu Konflikten und Kriegen, die Menschen zu Flucht und Migration zwingen.

Neue Syndrome – veränderter Behandlungsbedarf

Gefühle wie Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit, Schuld, Wut, Sorge, Angst und Panik in Anbetracht des fortschreitenden Klimawandels führen nicht nur bei Menschen mit psychischen Erkrankungen, sondern in der gesamten Bevölkerung zu neuen psychologisch-psychiatrischen Syndromen. „Solastalgie“ bezeichnet die Trauer angesichts der Umweltzerstörung der Heimat. „Klimaangst“ speist sich aus der Ungewissheit, ob, wann und auf welche Art man direkt von den Folgen des Klimawandels betroffen sein wird.

Die Psychiatrie muss Versorgungskonzepte entwickeln, die nachhaltig sind und dem steigenden und sich verändernden Bedarf gerecht werden.

 

DGPPN fördert Klimaforschung 

Um die Forschung zu diesem wichtigen Thema zu unterstützen, hat die DGPPN anlässlich ihres Kongresses 2023 zum Thema "Ökologische Psychiatrie und Psychotherapie" Forschungsgelder in Höhe von 150.000 Euro ausgeschrieben
Zur Förderung ausgewählt wurde das Projekt CLIMATE-EVIDENCE, das an der Charité – Universitätsmedizin Berlin koordiniert wird. Ein internationales Forschungsteam wird regelmäßig den weltweiten Wissensstand zum Thema Klimakrise und psychische Gesundheit analysieren, so dass in Zukunft bessere Präventionsstrategien zum Schutz der Bevölkerung entwickelt werden können. 


„Berliner Erklärung“: Klimaschutz ist Gesundheitsschutz

Berliner Erklärung zu Klimawandel und psychischer Gesundheit | 2022 © DGPPN

Für Politik und Psychiatrie ergibt sich aus Sicht der DGPPN unmittelbarer Handlungsbedarf, zusammengestellt in der „Berliner Erklärung zu Klimawandel und psychischer Gesundheit“.

Mit der Unterzeichnung der „Berliner Erklärung“ unterstützen Sie die Forderung an die Politik nach mehr Klima- und Gesundheitsschutz und setzen gleichzeitig ein Zeichen für das Verantwortungsbewusstsein der in der Psychiatrie Tätigen.

Berliner Erklärung zu Klimawandel und psychischer Gesundheit  PDF] | 16.11.2022

 

Hier die „Berliner Erklärung“ online unterzeichnen!

5 gute Gründe, jetzt zu handeln und die „Berliner Erklärung“ mitzuzeichnen

Mit Ihrer Unterschrift unterstützen Sie die Forderungen an die Politik und leisten einen Beitrag dazu, ...

  1. ... wissenschaftsbasiert über die komplexen Zusammenhänge zwischen Klimawandel und psychischer Gesundheit aufzuklären.
     
  2. ... sich im Sinne einer nachhaltigen Psychiatrie auf steigende und veränderte Bedarfe einzustellen und Prävention, Empowerment und soziale Integration stärker zu fördern.
     
  3. ... Klimaneutralität in Behandlungsablauf und Infrastruktur anzustreben, CO2-Emissionen zu vermeiden und einen bewussten Einsatz von Ressourcen zu pflegen.

     
  4. ... den Zusammenhang zwischen Klima und Psyche und entsprechende Handlungsoptionen
    • in psychiatrische Aus-/Fort-/Weiterbildungskonzepte aufzunehmen,
    • in der Behandlung von Patientinnen und Patienten sowie bei der Gestaltung der Hilfesysteme zu berücksichtigen
    • sowie durch intensive Forschung die Folgen des Klimawandels zu untersuchen und Präventions- und Interventionsmaßnahmen zu entwickeln.
  5. ... die Handlungsempfehlungen für eine klimaneutrale Psychiatrie für eine umweltfreundliche Gestaltung von Abläufen, Behandlungsprinzipien und Infrastruktur in psychiatrischen Kliniken und Praxen bestmöglich umzusetzen.
     

Jetzt die „Berliner Erklärung“ online mitzeichnen!


Positionspapier mit Empfehlungen für Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Psychiatrie

Positionspapier zu Klimawandel und psychischer Gesundheit © DGPPN

Die DGPPN-Task-Force „Klima und Psyche“ hat sich mit den Zusammenhängen von Klimawandel und psychischer Gesundheit sowie den Handlungsmöglichkeiten in der Psychiatrie auseinandergesetzt und diese im Positionspapier „Klimawandel und psychische Gesundheit. Zusammenhänge – Handlungsbedarf – Lösungen“ zusammengefasst. 

Empfohlen werden unter anderem Klimaschutzmaßnahmen für die Infrastruktur und neue Abläufe in der Psychiatrie, ebenso werden Ideen für eine nachhaltige psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlungskette und neue Behandlungsangebote entwickelt. 

Zudem ist der Aktionsplan der DGPPN für eine nachhaltige Fachgesellschaft enthalten.

Positionspapier Klimawandel und psychische Gesundheit. Zusammenhänge – Handlungsbedarf – Lösungen“ [PDF] | 16.11.2023

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